Fast zehn Jahre und drei Entwürfe hatte es gebraucht, bis der erste FCI-Standard für den
Azawakh-Windhund 1981 in Kraft treten konnte. Die französische Kynologie hatte sich als Patronatsland in langen und schwierigen Verhandlungen auf einen Standard für diesen
Wüsten- und Steppenwindhund der südlichen Sahara geeinigt, wie er uns als Begleiter der nomadisierenden Touareg aus der Zentralregion des Azawakh-Tales in unser europäisches
Bewusstsein zu Beginn der siebziger Jahre trat.
Sehr früh war man sich im Klaren, dass man mit dem Standard den Windhund “pur sange”,
also den Windhund reiner Abstammung, beschreiben wollte und der Standard nicht als die Summe aller bis dahin bereits bekannten lokalen und regionalen Schlage minderer Rassigkeit
gelten sollte. Es entstand so ein Idealstandard, der den “Iddi n'ileli”, den Windhund der freien Nomaden, sehr genau und detailliert beschreibt und sich in seiner Prägnanz wohltuend von
manch anderem Windhundstandard abhebt.
Doch wie vielen anderen Standards auch, war ihm nur eine kleine Zeit der Ruhe und der Beständigkeit beschieden. Bereits nach zwei Jahren folgten die ersten Änderungen, deren
wichtigste wohl die Umbenennung in den endgültigen Rassenamen war (Standard 307 a).
Weitere Korrekturen folgten, wobei dies nur einige, wenn auch wichtige Details betraf. Seine sicherlich größte formale und auch inhaltliche
Änderung hat der Standard mit dem Inkrafttreten der Version vom 24.1.1994 (Nr. 307)- die dann nochmals am 22.8.1994 geringfügig modifiziert
wurde - erhalten. Nach dem F.C.I.-Standardschema Jerusalem wurde er in eine zeitgemäße und mit anderen Standards vergleichbare Form
gebracht. Diese Maßnahme brachte eine Umgruppierung der einzelnen Standardteile mit sich, wobei man die allgemeinen den speziellen Teilen
voranstellte und die spezifischen Details einer weiteren Gliederung unterzog. Eine durchaus sinnvolle Maßnahme, da sie insgesamt einer besseren Übersicht dient.
Um dem Leser den Standard etwas plastischer darstellen zu können, habe ich dem offiziellen Standardtext den abweichenden Text der alten
Version - Text in Klammern (a.S: ) - gegenübergestellt . Wo ich es für nötig hielt, habe ich zu den betreffenden Details einen Kommentar - kursiver
Text - geschrieben, wobei ich mich in der Beurteilung auf meine langjährige Erfahrung in Theorie und Praxis der Azawakh-Zucht stütze.
Der jetzt gültige Standard 307 stellt dem speziellen Teil der anatomischen Einteilung und Beschreibung der Rassemerkmale eine allgemeine
Einleitung mit den Rubriken Ursprungsland, Patronatsland, Datum der Gültigkeit, Verwendung, FCI-Einteilung, kurzer geschichtlicher Abriss,
allgemeine Erscheinung, wichtige Körperproportionen und Verhalten und Wesen voran. Der alte Standard gliederte dagegen die Einleitung in die
Spalten: Gesamterscheinung und Wesen, Größe, Gebäude, Typ und Verwendung.
Die Abschnitte des Standard lauten im Einzelnen wie folgt:
Einleitung
Ursprung: Mali (a.S:Mali)
Kommentar: Auch nach Importen von Hunden aus Burkina Faso und aus Niger gilt nach wie vor Mali mit seinen Verbreitungsgebieten Azawakh-
Tal und der Region Gao-Menaka als das Ursprungsland der Rasse.
Datum der Publikation des gültigen Originalstandards:22.8.1994
Patronat: Frankreich (a.S:Frankreich)
Kommentar: Nach Jahren geringer züchterischer Aktivität (zwischen 1975 und 1985) begann in Frankreich ab 1985 wieder eine positive
Entwicklung der Rasse in Zucht, Ausstellung- und Rennwesen, die der Bedeutung eines standardgebenden Landes entspricht.
Verwendung: Jagd auf Sicht. Die Nomaden sehen in ihm zudem Prunktier und Gefährte. Die wichtigste Aufgabe dieses Hundes ist die Jagd. Die
für seine Ästhetik empfindlichen Nomaden betrachten ihn jedoch als Zeichen ihres Prestiges.
Kommentar: 1m französischen Original heißt es “un animal d'apparat”, was etwas unglücklich mit Prunktier ins Deutsche übersetzt wurde. Besser
wäre die Bezeichnung prachtvolles, eindrucksvolles Tier gewesen.
FCI-Einteilung: Gruppe 10: Windhunde, Sektion 3: kurzhaarige Windhunde, ohne Arbeitsprüfung.
Kurzer geschichtlicher Abriss: Es handelt sich hierbei um einen afrikanischen Windhund afroasiatischen Modells, der in Europa gegen 1970
erschien. Er stammt aus dem Becken des mittleren Niger, u.a. aus dem Azawakh-Tal. Seit Hunderten von Jahren ist er der Begleiter von Nomaden der Süd-Sahara.
(a.S: Kurzhaariger Windhund vom Zentralplateau des Niger in der Republik Mali, in Europa um 1970 aufgetaucht, Jäger schneller Beutetiere, Begleiter des MenÂschen).
Kommentar: Erstmals nimmt der Standard die These des asiatischen Ursprungs des Azawakh auf und ordnet expressis verbis die Rasse der
orientalischen Windhundgruppe zu. Die geographische Zuordnung der Hunde wird durch die Benennung des Azawakh- Tales präzisiert.
Allgemeine Erscheinung: Besonders hochläufig und elegant, vermittelt der Azawakh-Windhund insgesamt den Eindruck hohen Adels.
Knochengerüst und Muskulatur bleiben unter dem dünnen, trockenen Bindegewebe sichtbar. Dieser Windhund ist hochläufig, und sein Körper lässt sich von einem hochgestellten Rechteck umschreiben.
(a.S: Besonders hochbeinig und elegant. Sein Knochenbau und die Muskulatur zeichnen sich unter der trockenen und feinen Haut und Behaarung
deutlich ab, .... das Verhältnis der Körperlange zur Widerristhöhe ist so beschaffen, dass der Azawakh einem hochgestellten Rechteck entspricht).
Figur
1: Standardgerechter Azawakh mit korrekter Winkelung der Hinter- und Vorderhand,
standardgerechter Ober- und Unterlinie, typischer Kopf und Brustform in ausreichender Größe und Tiefe.
Kommentar: Vor der Beschreibung aller Details werden drei ganz wesentliche Merkmale des Hundes
angesprochen: seine sprichwörtliche Eleganz, das aufgestellte Rechteckformat und die trockene, schlanke Erscheinung unter feiner Haut. Sie stellen die unabdingbaren Voraussetzungen für einen
typischen Azawakh dar. Zeigt der Hund nur in einem dieser Merkmale einen Mangel, so muss dieszu seiner Abwertung führen. Die Nomaden haben mit diesem Hund ein ästhetisches
Gesamtkunstwerk geschaffen, wobei alle körperlichen Details in einer schönen Harmonie zueinander stehen und in der Summe den Ausdruck der höchsten Vollkommenheit bilden, nämlich
Adel. Ein Mangel an Typ wird deshalb auch konsequent als ein eliminierender Fehler bezeichnet, wie wir es noch später bei den zuchtausschließenden Fehlern lesen können.
Wichtige Körperproportionen: Körperlänge/Widerristhöhe: 9:10, bei Hündinnen kann das Verhältnis
leicht überschritten werden. Brusttiefe/Widerristhöhe: etwa 4:10, Fanglänge/Kopflänge: 1:2, Schädelbreite/Kopflänge: 4:10.
(a.S:Die Höhe des Widerristes übertrifft die Rumpflänge. Das Verhältnis von 10:9 kann bei Hündinnen leicht überschritten werden).
Figur 2:
Fehlerhafter Hund mit untypischer Proportion der Länge zur Widerristhöhe;
zu tiefer Brust und
fehlerhafter Unterlinie, da zu wenig zur Lende hin aufgezogen; leichte “Schwanenhals-Haltung”.
Kommentar: Die alten, wie die neu hinzugekommenen biometrischen Verhätniszahlen von Brusttiefe zu Widerrist, Fang zu Kopflänge und Schädelbreite zu Kopflänge, geben uns die Möglichkeit, die
rassetypischen Proportionen der Körpermerkmale zueinander präziser zu erkennen und zu bewerten und sind ein gutes Mittel, uns vor Fehlentwicklungen innerhalb der Rasse zu bewahren. So kann man
in letzter Zeit beobachten, dass in der Azawakh-Zucht wie z.B. bei Afghane und Greyhound auch, eine Tendenz hin zu einem "Show-Azawakh" besteht. Dieser Typ ist durch eine relativ tiefe und
flache Brust mit einem langen, stark gebogenen Hals und einem feinen, schmalen Kopf gekennzeichnet und wirkt insgesamt etwas “vorderlastig”. Eine Entwicklung, die im Interesse der Rasse nicht wünschenswert ist.
Die Formulierung, das “Verhältnis kann bei einer Hündin leicht überschritten werden” ist sicherlich dahingehend zu verstehen, dass die Hüindin zwar geschlechtsspezifisch länger ist, sie aber die
Proportion eines hochgestellten Rechtecks wahren sollte.
Andererseits sollten diese Maßangaben uns nicht zu Erbsenzählern verkommen lassen, indem nun jeder Hund in Millimetern ausgemessen und
zerlegt wird. Wir sollten sie eher als Orientierungshilfe und als ein Instrument zur besseren Bestimmung des Idealtyps verstehen und anwenden.
Die Umrisszeichnung eines lebenden Exemplars (Figur 2) zeigt ein solches proportionales Missverhältnis von Körperlänge und Widerristhöhe.
Verhalten und Wesen: Lebhaft, aufmerksam, distanziert: Fremden gegenüber ist er reserviert, manchmal sogar unnahbar, aber er kann zu Leuten,
die er anzunehmen geruht, sanft und liebevoll sein.
(a.S: Temperamentvoll, lebhaft, aufmerksam, gegenüber Fremden zurückhaltend, kann der Azawakh jedoch gegenüber denen die er mag, sehr
anhänglich und zärtlich sein).
Kommentar: Das Wesen ist sicherlich eine der amhäufigsten missverstandenen Eigenschaften des
Azawakh. Was nämlich im neuen Standard - gottlob - unter der Rubrik der “eliminierenden Fehler” aufgezählt wird - panisch-ängstliches oder bis zum Angriff aggressives Wesen - das wurde
leider in der Vergangenheit als ein rassespezifisches Wesensmerkmal des Azawakh herbeigeredet, weil einige wenige Exemplare ein solches
Verhalten an den Tag gelegt hatten. Statt dies als ein kasuistisches psychopathologisches Phänomen zu betrachten, das bei allen Hunderassen
vorkommen und bei unsachgemäßer Haltung noch verstärkt werden kann, wurde der Rasse eine angeborene Aggressivität unterstellt, die aber
tatsachlich nicht vorhanden ist. Möglicherweise mag auch der Begriff der “Reserviertheit” zu diesem Missverständnis beigetragen haben, die aber
beileibe nicht für al/e Hunde zutrifft. Dieser Wesenszug beinhaltet keinerlei Aggressionspotential; er ist vielmehr als eine vorsichtige Annäherung
des Hundes an ein ihm unbekanntes Objekt oder eine unbekannte Person zu verstehen und ist sicherlich als eine sinnvolle psychosoziale
Adaption des Verhaltens an eine lebensfeindliche Umwelt in seinem ursprünglichen natürlichen Lebensraum zu sehen. Der Azawakh hat ein ganz ausgeprägtes soziales Wesen, fühlt sich in seiner Familie am wohlsten ,ist sehr anschmiegsam und liebesbedürftig.
Spezielle anatomische und rassespezifische Merkmale
Kopf: Er ist lang, fein, trocken, ziseliert, ziemlich schmal, dabei ohne Übermaß.
(aS: Hochgetragen, harmonisch, lang, fein, trocken, wie gemeißelt).
Kommentar: Die Ergänzung des neuen Standards “ziemlich schmal, ohne Übermaß” birgt die
Gefahr der Tendenz zu Überfeinen Köpfen. Vor allem dem Rüden wäre eine so1che Überbetonung abträglich.
Figur
3:
Kopf a) stellt einen typischen Kopf mit genügender Breite im Fang, guten Ansatz der Ohren und
gute Augenschräge dar.
Kopf b) zeigt einen zu spitzen Kopf mit spitzem Fang und
zu starkem Stop.
Schädelregion: Der Schädel ist nahezu flach, eher länglich. Die Schädelbreite muss deutlich
weniger als die halbe Kopflänge betragen. Die oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang verlaufen oft nach vorn leicht divergent. Augenbrauenböigen und Stirnfurche sind wenig ausgeprägt.
Der Hinterhauptkamm tritt deutlich hervor, und der Hinterhaupthöcker ist ausgeprägt.
(a.S: Der Schädel ist fast flach, mehr länglich, wenig betonter, kaum angedeuteter Augenbogen
und Stirnfurche. Dagegen ein deutlich herausragender Hinterhauptstachel. Die Breite des Schädels unterschreitet deutlich die Hälfte der Länge des Kopfes.)
Kommentar: Der Schädel trägt die üblichen Charakteristika eines Windhundschädels: flaches Hinterhaupt, lang, gut entwickelter Hinterhauptstachel. Die helmartige Rundung des Hinterkopfes
ist verpönt, obwohl wir sie bei manchen Rassevertretern antreffen können. Die Zufügung im neuen Standard, “die oberen Begrenzungslinien von Schädel und Fang verlaufen oft nach vorn
divergierend” ist m.E. so zu verstehen, dass die am seitlichen Schädel gedachten Geraden der Oberlinie von Schädel und Fang keine Parallelen bilden, sondern sich in einem sehr offenen Winkel
in Höhe der Nasenwurzel treffen.
Stop: Sehr wenig ausgeprägt.
(a.S: Der Stop ist sehr schwach ausgeprägt).
Gesichtsregion:
Nase: Die Nasenlöcher sind gut geöffnet. Der Nasenschwamm ist schwarz oder braun.
(a.S: Nasenlöcher sind gut geöffnet, der Nasenspiegel ist schwarz oder braun.)
Kommentar: Der gut pigmentierte Nasenspiegel ist m.E. wünschenswert und dem braunen vorzuziehen, will man auf Dauer nicht einer
fortschreitenden Depigmentation Gefahr laufen (siehe Rubrik Fehler). Die Beschaffenheit der Lefzen findet im neuen Standard keine Erwähnung.
Fang: Lang, gerade, nach vorne ohne Übertreibung sich verjüngend.
(a.S: Fang ist lang, geradlinig, ohne Übertreibung zugespitzt.)
Kiefer: Lang und kräftig.
(aS: Lange und kräftige Kiefer)
Wangen: Flach (a.S: Flache Wangen)
Gebiss: Scherengebiss (a S: Scherengebiss)
Kommentar: Bezüglich des Fanges hat sich keine Veränderung ergeben. Flache Wangen und ein Scherengebiss sind obligatorisch.
Hervorzuheben ist die Forderung nach kräftigen Kiefern, vor allem des Unterkiefers. Leider sieht man im Zuge der züchterischen Verfeinerung
des Kopfes immer wieder Hunde mit schmchtig ausgebildetem Unterkiefer. Das Ergebnis ist ein zu spitzer Fang, der nicht nur in Disharmonie
zum Schdel steht, sondern auch die Tendenz zur Prognathie fördert. Bei einem Windhund, der als Jäger seine Beute zu Boden reißen und
festhalten soll, ist ein kräftiges Gebiss mit kräftigen Kiefern eigentlich eine selbstverständliche Forderung.
Die beiden Kopfbilder (Figur
3) zeigen einen typischen und einen weniger typischen Kopf. Man kann den Unterschied des Fanges mit genügender
bzw. ungenügender Breite des Unterkiefers gut erkennen.
Augen: Mandelförmig, ziemlich groß. Ihre Farbe ist dunkel oder bernsteinfarben. Die Lider sind häufig pigmentiert.
Kommentar: Die mandelförmigen Augen verleihen dem Gesicht des Azawakh einen orientalischen, fremdartigen, rassigen und wachen Ausdruck
und erinnern sehr an die Augen der Gazellen, den bevorzugten Beutetieren der Hunde. Sie sind in der Regel leicht schräggestellt. Demgegenüber
bewirken die dunkle Augenfarbe und die geforderten pigmentierten Lider eine träumerische Sanftheit und Vertrautheit. Die runden Augen, die man
da und dort antrifft, erfüllen diesen ästhetischen Anspruch nur unzureichend.
Ohren: Ziemlich hoch angesetzt. Sie sind dünn, immer herabhängend und flach, mit ziemlich breiter Basis, am Schädel anliegend, niemals ein
“Rosenohr”. Sie haben die Form eines Dreiecks mit leicht gerundeten Spitzen. Im Ansatz richten sie sich auf, wenn der Hund aufmerksam ist.
Kommentar: Das Ohr beim Azawakh ist von relativer Größe und steht in Proportion zu der Gesamtgröße des Hundes. Wichtig ist, dass das Ohr
weich ist und sich beim Zusammendrücken mit der Hand faltet Bei sehr dünnem und etwas kleinerem Ohr kann es im Affekt nicht nur in der
Basis aufgerichtet, sondern auch gefaltet am Kopf angelegt werden. Leider wird im neuen Standard dieses “halb gefaltete” Ohr nicht mehr erwähnt
Aufgrund der fehlenden Schwerkraft knickt es dabei in der Mitte ein. In Ruhe entfaltet es sich und nimmt wieder seine normale Form an. Das
“Rosenohr” von Greyhound und Whippet dagegen ist bereits in seiner knorpeligen Beschaffenheit völlig anders gebaut und kann mit dem
Azawakh-Ohr nicht verwechselt werden. Insgesamt ist das Ohr des Azawakh sehr beweglich und vermag mit seinen unterschiedlichen Stellungen eine ganze Skala von Befindlichkeiten mitzuteilen.
Hals: Gut abgesetzt lang, dünn und muskulös, leicht gebogen. Die Haut ist dünn und bildet keine Wamme.
(a.S: Gut aufragend. lang fein, muskulös, oft leicht gebogen. Die Haut weist keine Wamme auf)
Kommentar: Der Übergang von Rückenlinie zum Hals sollte nicht zu schroff erfolgen. ein Schwanenhals ist nicht erünscht. Der Hals sollte eine
ausreichende Länge haben und eine leichte Biegung am Übergang zum Kopf aufweisen Die Relation von Hals und Kopf sollte zueinander
stimmen und den Gesamteindruck der Harmonie und Eleganz nicht stören. Ein lockerer Hautlappen an der Unterseite des Hals-Kopf-Bereiches (Wamme) ist ebenfalls nicht erwünscht.
Der neue Standard unterteilt den Rumpf in einzelne regionale Abschnitte und ergnzt diese gegenüber dem alten Standard mit den Details der
Ober- und Unterlinie und der Vorbrust. Der alte Standard subsummierte die Merkmale unter der Rubrik Rumpf.
Rumpf:
Obere Linie: Nahezu gerade verlaufend. horizontal oder zur Hüfte leicht ansteigend.
(a.S: Gerade Oberlinie mit gut herausragendem Widerrist)
Kommentar: Es ist bekannt,. dass sich das menschliche Sehverhalten zuerst an den Umrissen eines Gegenstandes orientiert und erst später
sich mit den Einzelheiten beschäftigt. Der erste Eindruck ist aber bereits prägend und für die weitere Bewertung weitgehend bestimmend.
Deshalb kommt der Silhouette des Azawakh und mit ihrer Ober- und Unterlinie des Körpers eine weitreichende Bedeutung zu. Ist sie nicht
stimmig, leidet der ganze übrige Hund darunter. Dieser Sachverhalt hat offenbar die Standardautoren bewogen, nochmals Ober- und Unterlinie
gesondert herauszustellen, obwohl sie sich bei der Beschreibung der einzelnen körperlichen Details auch indirekt erschließen lassen. Eine
korrekte Ober- und Unterlinie setzt sich aus der Summe der richtigen Winkelungen von Vorder- und Hinterhand, der richtigen Proportion der
Länge und Breite von Lende und Brust und der Wölbung von Brustbein und Rippen zusammen. Sind also Ober- und Unterlinie standardgerecht,
so sind es die übrigen Details fast zwangsläufig auch. Wo der Standard ansonsten fast detailgetreu beschreibt, ist er bei der Oberlinie leider
etwas ungenau. Der sich der Halsseite anschließende erste Teil der Oberlinie wird vom Widerrist und den vorderen Brustwirbeln bestimmt Sie fällt
ganz leicht nach hinten ab um dann etwa in Höhe des achten Brustwirbelkörpers wieder in einer leicht ansteigenden Linie bis zu den Hüfthöckern
hin zu verlaufen. Die leichte Senke hinter den Schulterblättern wird in der kynologischen Fachsprache als "Dip" bezeichnet und findet sich z B.
auch bei Afghane und Saluki. 1st der Hund in Bewegung, verliert sich dieser "Dip" und der Rücken verlüuft fast gerade. Widerrist und Hüfthöcker
sind gleich hoch und bilden in einer gedachten Linie in der Regel eine Horizontale. Die ansteigende hintere Oberlinie erweckt den Eindruck einer
“berbauten Hinterhand”, die aber nur - wenn überhaupt - ganz selten vorkommt (ich kenne keinen
Azawakh. dessen Hüfthöcker höher steht als
der Widerrist). Häufiger findet sich die abfallende Oberlinie, die meistens durch eine falsche Hinterhandwinkelung verursacht wird. Sie ist
untypisch und als Fehler zu werten. Die Umrisszeichnung (Figur 4) zeigt z.B. einen solchen Hund.
Figur 4: Azawakh mit fehlerhafter abfallender Rückenlinie und zu starken Winkelungen in der Hinterhand. Coxo-femoraler Winkel
122 Grad. Femoro-tibialer Winkel
117 Grad.
Lende: kurz trocken und leicht gewbt.
(aS: kurze Lendenpartie trocken und untersetzt)
Hüfthöcker: deutlich hervortretend und stets auf gleicher Höhe mit dem Widerrist oder höherliegend.
(a.S: die Hüfthöcker sind gut sichtbar und immer höher als der Widerrist)
Kommentar: Gut sichtbarer Widerrist und Hüfthöcker, die kurze und trockene Lende
unterstützen zusammen mit dem Format die kantige'Form des
Azawakh. Üppige Rundungen oder Winkelungen sind nicht gefragt .Wie bereits beschrieben, beruhte die
alte Forderung nach erhöhtem Hüfthöcker einer optischen Fehleinschätzung der leicht ansteigenden Rückenlinie und hält den tatsächlichen Gegebenheiten wenig Stand. Deshalb war die neue Fassung nur konsequent.
Neu in den Standard aufgenommen wurde die leicht gewölbte Lende. Damit folgt der Standard der tatsächlichen Form der mäßigen Wölbung, die durch eine gute Bemuskelung
und eine leichte Spannung im Rücken verursacht wird. In der Bewegung ist diese Wölbung meist nicht mehr sichtbar. Die kurze Lende ist ein wesentliches Merkmal des
Azawakh. Er
erhält durch sie sein gedrungenes Format. Trotzdem ist die Lendenwirbelsäule gut beweglich und nicht steif.
Kruppe: Schräg aber nicht zu stark abfallend.
(a.S: die Kruppe ist schräg, ohne abzufallen)
Kommentar Die Kruppe als schräge Begrenzungslinie der Hinterhand ist beim Azawakh nicht zu stark abfallend aber genügend lang, so dass die
flache aber breite Oberschenkelmuskulatur gut ansetzen kann. Sie ist bis zur tiefansetzenden Rute gut handbreit.
Vorbrust: Nicht sehr breit.
Brust: Von gut entwickelter Länge, tief, jedoch nie bis zu den Ellbogen hinabreichend. Sie ist nicht sehr breit, muss aber für das Herz genügend
Volumen bieten: deshalb darf sich der Brustkorb gegen das Sternum hin nicht plötzlich verengen.
(a.S: Der Brustkorb ist geräumig und gut nach hinten gezogen)
Rippen: Lang sichtbar leicht und regelmäßig bis zum Brustbein hin gerundet.
(a.S: die Rippen sind gewölbt und sichtbar)
Kommentar: Hier verlässt der neue Standard die Kontinuität mit dem alten und führt eine neue Form der Brust ein. Er fordert einerseits eine nicht
sehr breite Brust, andererseits beschreibt er die Rippen als lang und regelmäßig bis zum Brustbein gerundet. Stellt man sich nach dieser
Beschreibung den Brustkorb im Querschnitt, vor dann würden die Rippen ein flaches, regelmäßiges Oval umschreiben. Dies träfe aber eher auf
einen Galgo als auf einen Azawakh-Brustkorb zu. Typisch für das Rippenprofil beim Azawakh ist die unterschiedliche Form der vorderen und der
hinteren Rippen. 1m oberen Bereich der Brust zeigen alle eine gleichmäßige nicht übertriebene Rundung. Die kurzen, hinteren Rippen, die nicht
mit dem Brustbein artikulieren, behalten diesen Spannungsbogen bei und bilden somit die stark aufgezogene Brustlinie zur Lendenregion hin.
Die langen vorderen Rippen hingegen verjüngen sich ohne Übertreibung zum Brustbein hin und bilden in der Übergangsregion von
Knorpel-Knochengrenze eine Abflachung der Brust. Erst durch diese Verschmälerung der Brust kann die Forderung nach einer nicht sehr breiten
Vorbrust und nach einer wenig schräggestellten Schulter erfüllt werden. Diese Form der Brust darf aber nicht mit der des Geigenkastens
verwechselt werden, wie er in der Rubrik der eliminierenden Fehler beschrieben wird. Diese Brustform, die im Querschnitt an einen Geigenkasten
- oben sehr rund und nach unten stark angezogen - erinnert, stellt eine pathologische Brustdeformation dar und wird häufig bei rachitischen
Hunden beobachtet. Die genügende Wölbung der Rippen ist auch der Grund dafür, dass die Brust nie bis zum Ellbogen herabreicht, sondern ca.
zwei querfingerbreit darüber endet. Für einen Windhund ist die Forderung nach einer gerüumigen Brust evident.
Untere Linie: Der Brustbeinbogen ist betont und geht ohne Unterbruch in den bis
sehr hoch unter die Lendenwölbung aufgezogenen Bauch über.
Kommentar Das Brustbein zeigt eine leicht konkave Rundung, so dass der tiefste
Punkt der Brust ca. zwei Querfinger hinter der Ellenbogenspitze erreicht wird.
Typisch für die Unterlinie ist die zum Bauch hin stark aufgezogene Brust. die durch
die kurzen hinteren freien Rippen gebildet wird. Bei keiner anderen Windhundrasse sieht man eine so steil ansteigende Unterlinie wie beim
Azawakh. Dabei sollte der
Übergang vom leicht gekrümmten Brustbein in die aufsteigende Brustform nicht zu schroff oder knickartig verlaufen.
Fig. 5: Azawakh mit fehlerhafter Unterlinie, zu steiler Kruppe, zu starker
Hinterhandwinkelungen und einem zu feinen Kopf.
Rute: Tief angesetzt lang, dünn, trocken und schlank auslaufend. Sie ist vom
gleichen Haar wie der Körper bedeckt und trägt an der Spitze einen weißen Pinsel. Sie ist herabhängend mit leicht aufgezogener Spitze. Wenn der Hund erregt ist, kann sie über der Horizontalen getragen werden.
(a.S: Lang, dünn und trocken, an der Spitze feiner als am Ansatz .Sie ist mit gleichem Haar bedeckt wie der übrige Körper und hat obligatorisch eine weiße
Schwanzspitze. Bei natürlicher Rutenhaltung wird sie hängend mit leicht aufgebogenem Ende getragen. Wenn das Tier aufgeregt ist, kann sie über die Rückenlinie erhoben werden.)
Kommentar: Zu betonen ist ihr tiefer Ansatz und ihre ausgesprochne Trockenheit, lang und dünn, sie fügt sich damit harmonisch in den
Gesamteindruck des Hundes ein. Für die Touaregnomaden gilt sie bei nur wenige Tage alten Welpen als ein Auswahlkriterium. Anhand Ihrer
Beschaffenheit können sie auf den Knochenbau und die zukünftige anatomische Konstitution des Tieres schließen. Verpönt und untypisch ist eine zu dicke, kurze und/oder buschige Rute, wie wir sie
z.B. in der letzten Zeit bei einigen Importen beobachten können.
Der Abschnitt der Gliedmaßen wird wiederum unterteilt in vordere und hintere Gliedmaßen, und diese nochmals in die einzelnen Abschnitte Gesamtansicht , Stellung und anatomische Gliederung.
Vordere Gliedmassen: Gesamtansicht: Lang, dünn ,fast völlig senkrecht gestellt.
(a.S: lang und trocken, Sehnen und Knochen gut sichtbar)
Stellung: Absolut gerade und senkrecht.
(a.S: Unterarm. Vorderfusswurzel und Mittelhand bilden einen langen, feinen senkrecht gestellteren Lauf).
Schultern: lang, trocken bemuskelt und. Im Profil betrachtet wenig schräggestellt. Der Winkel Schulterblatt-Oberarmknochen ist sehr offen (ungefähr 30 Grad).
(a.S: die Schulter ist lang, trocken bemuskelt. Der Schulter-Oberarm-Winkel ist sehr offen)
Pfoten: Von rundlicher Form mit dünnen engstehenden Zehen. die Ballen sind pigmentiert .
(a.S: Die Pfote ist rundlich geformt mit feinen Zehen, die Ballen sind pigmentiert )
Kommentar: Der Standard unterscheidet zwischen der Stellung der Vordergliedmaßen zur Köperachse (fast völlig senkrecht gestellt) und der
Stellung der einzelnen Gliedmaßen zueinander (absolut gerade und senkrecht), Wobei die letztere leicht missverstanden werden kann, da sie
lediglich die Stellung von Unterarm zu Mittelhand- und Handwurzelknochen bedeutet und den Oberarm nicht mit einbezieht. Denn dieser steht
zwar in einem sehr offenen Winkel (ca 160 Grad) zum Unterarm, aber eben nicht in einer Senkrechten aufeinander. Schuld für dieses
Missverständnis ist offenbar die sehr freie deutsche Ãœbersetzung des Wortes '”arfait” im französichen Original, das sowohl ”vollkommen“ aber
auch ”völlig gerichtet” heißen kann. Daraus aber “absolut gerade und senkrecht” zu machen, ist eine Übertreibung, die der Intention des
Standards nicht entspricht Das gleiche gilt für die entsprechende Passage bei der Hinterhand. Insgesamt will der Standard den allgemeinen
optischen Eindruck einer insgesamt ”steilen” Vor- und Hinterhand unterstreichen.
Hintere Gliedmaßen: Gesamtansicht: Lang und trocken,
(a.S: wie die Vorderläufe lang und trocken)
Stellung: Absolut gerade und senkrecht.
Oberschenkel: Lang mit hervortretender trockener Bemuskelung, Der Winkel Hüftbein-Oberschenkel-Knochen ist sehr offen (ungefähr 130 Grad).
(a.S: der Oberschenkel ist lang mit hervorspringender trockener Bemuskelung. Der Hüft-Oberschenkel-Winkel ist sehr offen)
Kniegelenk: Der Winkel Oberschenkelknochen und Schienbein ist sehr offen (ungefähr 145 Grad).
(a.S: Der Kniewinkel ist sehr offen)
Hintermittefuß: Fußwurzel und Hintermittelfuß sind gerade und trocken, ohne Afterkrallen.
(a.S: Hinterfußwurzelund Mittelfuß sind gerade und trocken, ohne Afterkrallen)
Pfoten: Von rundlicher Form die Ballen sind pigmentiert
(a.S: Die Pfoten sind rundich geformt, die Ballen sind pigmentiert)
Kommentar: Ein Hinterhandfehler ist für den Gesamteindruck des Hundes weitaus störender als ein Vorderhandfehler. Vor alem die
Überwinkelung im Knie führt zu einer Stellung der Pfoten außerhalb der vom Körper überdeckten Bodenfläche und kann den Hund länger erscheinen lassen als er tatsächlich ist.
Eine fehlerhafte coxo-femorale Winkelung macht sich in einer Abflachung der Kruppe und in einer Erniedrigung des Hüfthöckers bemerkbar, was
wiederum eine fehlerhafte, weil abfallende Rückenlinie nach sich zieht Der Vergleich der Umrisszeichnungen Figur 1 und 5 demonstriert augenscheinlich die Auswirkung einer fehlerhaften Winkelungen auf den Gesamttyp.
Die Pfoten werden in ihrer Form als rundlich beschrieben. Besser gewählt wäre der Begriff rundlich oval, denn es ist hier nicht die Katzenpfote
sondern eher eine abgerundete Hasenpfote mit den fehlenden mittleren langen Zehen gemeint.
Die Betonung der fehlenden Afterkrallen an den Hinterläufen hat ihren Grund in der Abgrenzung des Azawakh ”pur sang” gegen andere
azawakhoide Hunde im Ursprungsland, von denen etliche Exemplare Afterkrallen tragen, was als ein Zeichen Ihrer Vermischung mit anderen bodenständigen Hunderassen gewertet werden muss!
Gangarten: Immer sehr geschmeidig, vor allem im Trab und Schritt mit hoher Aktion der Läufe, sprunghafter Galopp. Der Azawakh vermittelt sehr
den Eindruck von Leichtigkeit und Elastizität. Der Bewegung kommt bei dieser Rasse essentielle Bedeutung zu.
(a.S: immer sehr geschmeidig und hochfedernd in Schritt und Trab).
Kommentar: Natürlich- ohne Sprung kein Galopp. Was hier wie ein “weißer Schimmel” klingt, ist wahrscheinlich auf eine Besonderheit des
Bewegungsablaufes beim galoppierenden Azawakh abgestellt. Durch die relative Kürze des Rückens und der nicht übermäßig stark
ausgebildeten Rückenmuskulatur hat der Azawakh beim Rennen weniger Bewegungsaktion im Rücken als etwa der Greyhound oder das
Whippet. Seine Streckphase ist geringer, daher wirkt der Körper im Lauf aufgerichtet und der Bewegungsablauf eher sprunghaft als fließend. Ansonsten kann man den letzten Satz nur dick unterstreichen.
Haut: Dünn, am gesamten Körper straff anliegend.
(a.S: Fein, am ganzen Körper anliegend)
Kommentar: Währendman das franzößsische Wort “fine” bei der Haut mit dünn übersetzen kann, ist diese Wortwahl für das Haarkleid, siehe
nächste Rubik, sicher falsch. ”fine” muss dort in seiner zweiten Bedeutung mit 'fein' übersetzt werden.
Haarkleid
Haar: Kurz dünn am Bauch bis zur Haarlosigkeit reduziert.
(a.S: Kurz, fein, weich anzufühlen, am Bauch praktisch haarlos).
Kommentar: Die alte Standardversion ist sicher die bessere. Das Haar fühlt sich in der Regel samtig weich an, ist normal dicht und kann im
Winter etwas Unterwolle bilden. Es ist niemals lang, draht- oder stockhaarig, was auch bei den eliminierenden Fehlern Erwähnung findet.
Farbe: ”Fauve”. Die Scheckung ist auf die Gliedmaßen beschrßnkt. Alle Farbnuancen vom hellen Sand bis zum dunklen Fauve sind zulässig. Der
Kopf kann eine schwarze Maske zeigen oder auch nicht und die Blesse zeigt sich sehr unregelmäßig. Zur Farbausstattung gehört ein weißer
Brustleck und ein weißer Pinsel an der Rutenspitze. Alle vier Gliedmaßen müssen weiße ”Stiefel” aufweisen, zumindest müssen an den Pfoten Spuren von Weiß vorhanden sein. Schwarze Stromung ist “zugelassen”.
(a.S: Die Haarfarbe reicht von sandweiß bis braun über alle Farbnuancen von falb bis fahlrot. Die Maske kann tiefschwarz sein. Ein leichtes
weißes Abzeichen am Kopf ist erlaubt, ein weißer Brustfleck und eine weiße Rutenspitze müssen vorhanden sein. Vier weiße Stiefel sind
außerordentlich erwünscht. Spuren von weiß sind auf jeder der vier Pfoten obligatorisch).
Kommentar: Es ist schade, dass die Übersetzerin es nicht gewagt hat, die Farbe “fauve” ins Deutsche zu übersetzen, handelt es sich doch
dabei um die Hauptfarbe des Azawakh. Ich würde sie mit ”rotsandfarben” bezeichnen, wobei die Farbenskala alle Schattierungen von
hellsandfarben bis dunkelrot beschreiben kann. Daneben kann eine schwarze Maske und eine Blesse auftreten. Die weißen Abzeichen an Brust
und Rutenspitze sind obligatorisch, ebenso die weißen Stiefel an allen vier Läufen, die aber bis auf wenige weiße Härchen an den Zehen reduziert
sein können. lm neuen Standard ist nun auch die schwarze Stromung zugelassen, während sie noch in der alten Fassung als Standardfehler aufgeführt war.
Grösse
Widerristhöhe: Rüden zwischen 64 - 74 cm, Hündinnen zwischen 60 - 70 cm.
(a.S: Die Widerristhöhe des Rüden liegt zwischen 64 - 74 cm, die der Hündinnen zwischen 60 - 70 cm)
Gewicht: Rüden ungefähr 20 - 25 kg, Hündinnen ungefähr 15 - 20 kg.
Kommentar: Die genannten Größen sollten als maximale Größen aufgefasst werden. Üœberschreitungen darunter und darüber sollten tunlichst
vermieden werden, da sonst der Gesamttyp darunter leidet. Sind es mehr als 3 cm nach unten und oben, wird die Größe als disqualifizierender
Fehler gewertet. Die neu hinzugekommenen Gewichtsangaben sind realistisch und sollten auch möglichst eingehalten werden. Nichts ist für einen
Rasseenthusiasten schwerer zu ertragen, als ein schwerer, übergewichtiger, fetter
Azawakh. Nicht nur, daß das Übergewicht der
Hundegesundheit abträglich ist, ein solcher Hund verliert auch völlig seine adlige Erscheinung und Ausstrahlung.
Fehler: ”Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung im genauen Verhältnis zum
Grad der Abweichung stehen sollte:
- Allgemeine Erscheinung schwer
- Körper zu lang
- Schädel zu breit
- betonter Stop
- Hüfthöcker deutlich tiefer liegend als der Widerrist
- starke Pigmentleerung
( a.S: Fehler
- Schwerfälliges Gangwerk
- starker Stop
- Stromung
- fehlerhafte Stellung der Gliedmaßen
- untypische Gesamterscheinung, starker Aussatz
- fehlende weiße Abzeichen auf jeder der vier Pfoten und Fehlen einer schwarzen Spur in mindestens einer Kralle, außer bei sandweißem Haarkleid
- Überbiss)
Kommentar: In der Regel sind alle Merkmale als Standardfehler zu werten, die sich komplementär zu den wünschenswerten Eigenschaften
verhalten. Es liegt aber im Wesen dieses Standards, dass er möglichst genau alle positiven wie negativen Eigenschaften benennen und bewerten
will. Daher hat sich die Liste der Fehler und disÂqualifizierender Fehler gegenüber dem alten Standard erheblich erweitert, sei es, dass neue
Merkmale aufgenommen wurden, oder sei es, dass Merkmale aus der Fehlerrubrik in disqualifizierende Fehler aufgewertet wurden. So wurde das
Fehen weißer Abzeichen, untypische Gesamterscheinung und Vor- oder Rückbiss als disqualifizierende Fehler hochgestuft. Neu wurde in die
Fehlerliste ein zu langer Körper, ein zu breiter Schödel und tieferliegende Hüfthöcker als der Widerrist aufgenommen.
Ausschließende Fehler:
- Mangel an Typ (insbesondere, wenn dies auf eine jüngst erfolgte Kreuzung mit einer anderen Rasse hinweist),
- Abweichung von der Größe um mehr als 3 cm der Standardnorm,
- nicht unfallbedingte. starke anatomische Missbildung.
- nicht erworbene, zur Invalidität führende Anomalie,
- jeder erkennbare erhebliche Mangel,
- Rippen, die im unteren Brustbeinbereich nach innen gewölbt sind, so dass die Brust das Aussehen eines Geigenkastens annimmt,
- Vor- oder Rückbiss,
- Drahthaar oder halblanges Haar,
- nicht standardgerechtes Haarkleid,
- Fehlen von irgendwelchen weißen Abzeichen an einer oder mehreren Gliedmaßen
- helles Auge, sog . Raubvogelauge,
- panisch-ängstliches oder bis zum Angriff aggressives Wesen,
NB: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte, völlig ins Skrotum abgestiegene Hoden aufweisen.
(a.S: Fehlen einer oder beider Hoden. Immerhin bewerten die Nomaden die Fehler in der angegebenen Rangfolge. Zum Beispiel kann das Fehlen
eines weißen Abzeichens an einer Pfote ausnahmsweise toleriert werden, wenn der Hund im übrigen anatomisch perfekt ist).
Kommentar: Es ist nicht ganz zu verstehen, warum man in die Liste der disqualifizierenden Fehler die anatomischen Missbildungen und
'athologischen Anomalien aufnimmt, die selbstverständlich immer zur Disqualifikation führen, ebenso wie jeder erkennbare erhebliche
Mangel. Als wichtig erscheint mir dagegen der Fehler “Mangel an Typ”. Er ergibt sich aus der Summe der o.g. Fehler und den übrigen
disqualifizierenden Fehler wie nicht standardgerechtes Haarkleid, Drahthaar, fehlende weiße Abzeichen, Raubvogelauge und untypische
Brustform etc.. Nicht nur der Gefahr der Einkreuzung anderer Rassen (zuletzt Kreuzungen von Sloughi und Azawakh), sondern auch jeder zu
leichtfertig ausgesprochenen Rassigkeitserklärung oder Zuchtgenehmigung für Hunde zweifelhafter Herkunft muß begegnet werden. Sie bedrohen mit ihrem bastardisierten Blut den Bestand des reinen Azawakh.
Zu den übrigen Punkten habe ich bereits in den vorherigen Abschnitten Stellung bezogen.
Fazit:
Mit dem redigierten Standard 307 steht den Züchtern und Zuchtrichtern m.E. ein brauchbares Instrument zur Verfügung, das hilft, die Rasse
Azawakh ihrem Bestand zu sichern, ihre Zucht zu fördern und die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Windhunde zu bewahren.
Erstveröffentlichung: Der Windhundfreund
Bild und Zeichnungen: Anne Hochgesand
Überarbeitung: Frühjahr 2002
©2002, Waldalgesheim