Die
Entwicklung des Azawakh in Europa und vor
allem in Deutschland kann man in 3 wesentliche
Abschnitte unterteilen:
1)
Wiederentdeckung der Rasse durch Europäer und
ihre Einfuhr nach Europa
2) Entwicklung der Rasse unter einem eigenen Standard
und Nachzucht von Erstimporten
3) und
Einführung weiterer Importe mit
Einkreuzung in die bestehenden Linien
War
das Wissen über die Windhunde der afrikanischen
Sahelzone in der Mitte des letzten Jahrhunderts nur
einer begrenzten Anzahl von Ethnologen und
wissenschaftlich Reisenden bekannt (Nicola, Henri
Lhote , de Foucauld etc.), so änderte sich zu
Anfang der siebziger Jahre diese Situation, als
von in Mali tätigen Europäern, aus der damaligen EWG
und anderen europäischen Staaten Windhunde aus
Mali eingeführt wurden.
Lassen Sie mich diese Zeit noch einmal kurz
schriftlich und visuell skizzieren.
Bild
1 : Azawakh –Windhund veröffentlicht ca. 1936 in
einem englischen Journal
Bild
2: Die drei Hundetypen der afrikanischen Savanne.
Links der Azawakh. Foto: Henri Lhote 1958
Alle
anfänglich nach Europa verbrachten Hunde stammen
aus der Region des Azawakhtales und seinen
Randgebieten . Mit ihrer Eleganz , ihrer
ursprünglichen Schönheit und ihrem einheitlichen
Aufkommen erregten sie die Aufmerksamkeit der
Europäer und weckte deren Wunsch, ihnen in Europa
einen erweiterten Lebensraum bieten zu wollen.
Besondere Verdienste als Importeur der Rasse
erwarben sich zu dieser Zeit vor allem der
französische Künstler Renato Parigi und der
damalige jugoslawische Botschafter in Mali Dr. Pecar.
Bild
3: Renato Parigi in den siebziger Jahren
Parigi hatte bereits mehrere Würfe in Mali
aufgezogen (1967-1972) und dann die Hunde nach
Frankreich gebracht . Er züchtete mit ihnen dort
weiter und begründete die erste und zahlenmäßig
größte Ausgangspopulation des Azawakh in Europa.
Aus
dieser Linie gingen - nur um einige zu nennen -
wichtige Vererber wie Toboro II, Timgad, Temse, Pegga, Cenerentola, Chamiya und andere hervor,
die mit ihren Nachkommen in Ausdruck und Erscheinung den Begriff des hochtypischen und eleganten Azawakh mitgeprägt haben.
Rüde
Timgad , Parigi
Rüde Aikar, 1971, Parigi,
Toboro II, 1968, Parigi
Ahod, 1981, Parigi
Ouezzan ,1981, Parigi
Fast
zur gleichen Zeit importierte Dr. Pecar , der
Parigi und seine Hunde gut kannte, ein
Azawakh-Paar – Gao und Lara- aus derselben
afrikanischen Herkunftsregion (mittleres Azawakhtal
und die Region um die Siedlung Menaka) nach
Zagreb und begründete mit 2 Würfen gleicher
Paarung (Zwinger „ od Menake“ ) die jugoslawische
Linie , um die sich ganz besonders Frau Vesna
Sekalec verdient gemacht hat. Sie übernahm die
Hunde von Pecar , den Rüden Gao und die Hündinnen
„Laca „ und Tibi „ und züchtete mit diesen unter
dem Zwingername „Haris al Sahra“ weiter. Aus
diesem Zwinger gingen dann die Stammhunde der
deutschen ( Aulad al Sahra’s, el Batal, of
Silverdale, Amenokal, del Halekulani, el Hammada )
der schweizerischen (Al Hara, Kel Dahoussahaq), und
der tschechisch-slowakischen Zwinger hervor.
Vesna
Sekalec mit der Hündin „Laca od Menake“
„Tibi od Menake“ geb 1973, Mutter von Begum Haris al
Sahra
In
Deutschland begann die Azawakh-Zucht im Jahr 1977
mit dem ersten Wurf im Zwinger „Aulad al Sahra’s“
aus „Begum Haris al Sahra“ und „ Darkoy Sidi“,
ein Importrüde, den Vesna Sekalec mit Hilfe von Dr.
Pecar aus dem Grenzgebiet Mali-Burkina Faso 1976
unter erheblichen persönlichen Entbehrungen nach
Jugoslawien eingeführt hatte.
Darkoy Sidi mit seinem ursprünglichen Besitzer
T-Wurf „Aulad al Sahra’s mit Mutterhündin Begum und
Rüdenwelpe „Tariy“, stehend mit Maske
Aus diesem ersten Wurf entstammt der Rüde „A.a.
Sahra’s Tariy", der sowohl in Frankreich als auch
in Deutschland mehrfach zum Deckeinsatz kam und
dessen Nachkommen (Saqqafi-Tariy) einen nicht
unerheblichen Einfluß auf die Azawakhlinien hatte.
Weitere Kombinationen der
französisch-jugoslawischen Linie in Frankreich,
Deutschland (Aulad al Sahra’s) und der
Schweiz (Kel Dahoussahaq-, Al Hara-Zwinger) führten zu
einem sehr einheitlichen Erscheinungsbild des Azawakhs.
Aulad
al Sahra’s H’Aikar, (Azeraf (frz) x Fehrida
Haris al Sahra (jugos))
In
den achtziger Jahren wurden einige Importe aus der
Ursprungsregion in die bereits bestehenden Linien
eingekreuzt. Besonders die Importe von G. Coppe (Kel Tarbanassem–Zwinger) in Frankreich, der Rüde
Mali (Sadik al Touareg –Zwinger), die Importhündin
Dazol in Shenan als Stammhündin des Zwingers (n’shat
ehad) in Deutschland sind zu erwähnen. Mit ihrer
Zuchtverwendung wurde eine breitere Zuchtbasis erreicht und es konnte zumindest in Deutschland
eine stabile Linienzucht etabliert werden.
Zwanzig Jahre nach Beginn der deutschen Azawahkzucht gab es bereits über 250 eingetragene Azawakhs im DWZRV. Den bis dahin größten Anteil an
Nachkommen stellte der Zwinger „Aulad al Sahra’s"
mit 20 Würfen, aus denen weitere Nachzuchten („Koseilata’s“,
etc) hervorgingen. 12 Jahre später waren
bereits 760 Exemplare in das Zuchtbuch des DWZRV eingetragen.
Diese
rasante Entwicklung hatte 2 Gründe : Ab den 90
Jahren nahm die Anzahl der Zuchstätten und der
darin gefallenen Würfe im DWZRV auf über 20
zu.
Als
Zwinger mit kontinuierlicher Zucht in diesen Jahren
sind anzuführen: , Agg Amaias“, „Kel Tin- Hinan“, „Tombouktou’s“,
„Kel Tamaschek“ und andere, die neu zur Rasse
gestoßen sind.
Zum
anderen wurden ab den neunziger Jahren vermehrt
Hunde aus Burkino Faso eingeführt, vornehmlich
von der A.B.I.S. Vereinigung, die es sich zur
Aufgabe gemacht hatte, neues Import-Blut in die
Azawakh-Linien einzuführen. Ein Umstand, der
nicht ohne Folgen für die gesamte
Azawakh-Population blieb und den es sich
lohnt, genauer zu beleuchten.
In
den Jahren 1995 bis 2008 wurden über 50
Importhunde fast ausschließlich aus der nicht im
Standard erwähnten Region des nördlichen Burkina
Faso eingeführt. Unter anderem wurden auch Hunde
nach Europa und Amerika importiert, die in
ihrem Exterieur nicht dem bereits seit 1981
bestehenden Azawakh-Standard entsprachen und dazu
führte, dass in der heutigen Azawakh-Population
Merkmalsträger zu finden sind, die den Vorgaben
des Standards nicht mehr genügen.
Neben
Exemplaren mit fehlerhaften Farben ( blau,
schwarz, grizzel, zweifarbig, scheckig), wurden
auch kleinwüchsige, whippet- ähnliche Exemplare,
Hunde mit dichtem Fell, schwerer Rute, schwerem
Kopf, mit Wolfskrallen hinten, Hunde ohne
Feinheit und Eleganz mitgebracht.
Die
A.B.I.S rechtfertigte ihr Handeln mit dem Hinweis
auf eine Population von Windhunden, die sie
als „ reinerbige Landrasse“ im Ursprungsland
vorgefunden und in mehreren „Feldstudien“
abweichende Merkmale vom bestehenden Standard
festgestellt habe. Sie folgert daraus, dass der
bestehende Standard diese Hunde nur unzureichend
beschreibe und fordert in einer sehr
apodiktischen Haltung dessen Revision zugunsten
der „ Importe“, ohne zu bedenken, dass die
bereits etablierte Azawakhpopulation der 70iger
und 80iger Jahre ebenfalls eine Nachzucht aus
Importen darstellt.
Zum
anderen wurde der Begriff „ Import“ gewissermaßen
als ein besonderes „Vermarktungs- Label“ im
Sinne von Ursprünglichkeit benutzt, ohne
Rücksicht darauf, dass sich hinter den Importen
eine nicht bekannte Polygenie verbirgt, die bei
weiterer Zuchtverwendung sehr wohl auch negative
Folgen nach sich ziehen kann.
Mittlerweile sind bis auf wenige Ausnahmen in den
meisten Zwinger Importe aus Burkino Faso eingekreuzt
und es wird mit den entsprechenden „Importanteilen“
in den Linien kokettiert. Zuletzt gab es auf der
Azawakh-Jahresausstellung 2008 einen zusätzlichen
Wettbewerb für den „besten Import“.
Wenn
man bedenkt, dass Herr Dr. Röder bereits 1995,
(Schweiz. Windhundfreund , Nr. 205) schrieb, „… dass
auch dieser auf das Exterieur ausgerichtete Zuchttyp
(Standardazawakh) in mehr oder weniger vollkommen
Exemplaren in der gegenwärtigen Azawakhpopulation
in der Region (Burkina Faso) auftritt“, ist es
nicht zu verstehen, daß man sich nicht nur auf
den Import dieser standardkonformen Hunde
beschränkt hat. Der Einsatz unrassiger Hunde
unter dem Scheinargument der notwendigen Genzufuhr
in die Rasse , bedroht die Rasse in ihrem
genetischen Bestand mehr , als dass es ihr nützt.
Gervais Coppe schreibt in einem Beitrag für die
Club- Zeitschrift der franz. SLAG:“ Die Situation
des Azawakh-Windhundes“ folgendes: „Die Zuflucht
zu dem Argument zur Einfuhr von Genen, als
gesundheitlich notwendige Maßnahme könnte ein
Mythos entstehen lassen, der bestimmte Leute
verblendet, der aber die Risiken für die Rasse in
Europa beschleunigt. Schlimmer als ein Mythos
kann dieser Begriff sich selbst als Betrug,
ja als Bumerang erweisen“ .
Tatsächlich erfolgte 1981 mit der Homologierung
des Azawakhstandards , erstellt in Frankreich
als Patronatsland (Autoren Mazel, Roussel,
Chaventre, Parigi und Vanier ), mit Blick auf
die Rassekriterien für den Standardhund eine
bewusste Auswahl zugunsten des Azawakh-Windhundes
aus der bestehenden Typenvielfalt von regionalen
Schlägen im Herkunftsgebiet. (
vergl. F. Roussel: These doctorat, “ Contribution a
l’etude des levrieres du sud saharien”) .
Weiter schreibt Gervais Coppe : „Der Azawakh ist
keineswegs ein primitiver Hund, das Produkt von
Mutter Natur, nein, es ist das Zusammenspiel
eines aus dem Biotop mit den hundezüchterischen
und ethischen Kriterien menschlicher Gemeinschaft
erwachsene Produkt“.
Der
Standard wurde nach den Zuchtkriterien der
Nomaden im Ursprungsland erstellt und entspringt
nicht allein europäischen kynologischen
Überlegungen mit willkürlicher Abgrenzung zu
anderen Standards , wie z.B zum Sloughi .
Er
war vielmehr der Versuch, den Idealtyp des
Hundes detailliert und sehr spezifisch zu
beschreiben, nach den Hunden, die man in der
Region von Menaka und im Azawakh –Tal in den
Camps der Touareg- und Dahoussahaq –Nomaden
vorfand.
Die
bestätigt uns auch Dr. Röder im „Windhundfreund
Nr. 205, 1995 :“ … in diesem Zusammenhang ist
jener hochgezüchtete Typ entstanden, den die
ersten Europäer angetroffen haben, sein damals
bevorzugtes Erscheinungsbild – in Bezug auf Farbe
und Abzeichen- findet sich im Rassestandard
der FCI wieder.“
Dabei
haben es sich die Standardautoren nicht leicht
gemacht. In einem fast 20 Jahre währenden Prozess
hat man eine ausreichend gute Beschreibung für
den Azawakh gefunden.
Entwicklung des Standards für die Rasse Azawakh.
Insbesondere die Festlegung der Fellfarben und
die Ausdehnung der Weißfleckung war immer
wieder Gegenstand von Diskussion und allgemeiner
Unsicherheit. Um dieser zu begegnen, hat der
französche „Club du Sloughi, des Levrieres
d’Afrique et de Galgos“ kurz „SLAG“ genannt, die
Absichten der Standardautoren mit einem
Kommentar versehen, der 2004 im Bulletin des Clubs
veröffentlicht wurde:
Auszug aus dieser
Veröffentlichung von Francis Meunier, Präsident
der SLAG: „Der Standard
legt nicht präzise die Grenzen fest, bis wohin
sich die Weißfärbung ausdehnen darf und autorisiert
bis heute den Richter, dies persönlich
einzuschätzen. Das Ziel dieses Kommentars
soll es sein, diese Grenzen zu präzisieren
Vorderläufe:
Die „balzanes“,(
Stiefelchen), die oft unregelmäßig sind, dürfen in
keinem Fall höher als bis zu den Ellenbogen steigen
( außen, meine Hinzufügung) und bis zu den
Schultern übergreifen (innenseitig, meine
Hinzufügung).
Hinterläufe:
Die „balzanes“ sind
häufig hier regelmäßiger und weniger ausgedehnt.
Sie dürfen nicht bis zum Oberschenkel aufsteigen.
Weiße Streifen/Flecken dürfen immer innerhalb
dieser Grenzen auftreten und sollten nicht als
Fehler gesehen werden.
Brustfleck:
Das Weiße darf in Form
von mehr oder weniger ausgedehnten Flecken vorhanden
sein, die sich bis zum Halsansatz ausdehnen dürfen.
Es darf sich jedoch nicht weiter ausdehnen und von
beiden Seiten aufsteigen und den Eindruck des
Beginns eines weißen Kragens (Halsband/Collier)
erwecken.
Brust:
In der Verlängerung des
Brustfleckes können weiße Flecken unter der Brust,
im Verlauf des Sternums auftreten. Sie dürfen nicht
entlang der Rippen aufsteigen.
Blesse:
Sie kann vorhanden sein
und begrenzt sich weitgehend auf den Fang .
Fehler die nicht
eliminierend sind:
Weiße Flecken, die
kleiner als 5 cm sind auf der Oberseite des
Halses.
Fehler die
eliminierend sind:
- Scheckung des
Haarkleides.
- Ausdehnung des
Weißen am Hals bis zur Halsbandbildung.
- Weißfärbung, die sich über die sich über die oben Festgelegten grenzen hin
ausdehnt.
Schließlich keine andere
Stromung als schwarz, Augen mit einer anderen
Farbe als dunkel oder bernsteinfarben, eine andere
Grundfärbung des Fells als braun, eine Grizzle–Nuance,
sind nicht im Standard berücksichtigt und können
nicht akzeptiert werden.“
Dieser Beschluß wurde
anlässlich der Versammlungen 2003 in Aubervilliers
und Tours getroffen und gilt für die SLAG bis heute
und ist für die französischen Richter verbindlich.
Über die
Verbindlichkeit von Standards für Richter wurde in
den Dortmunder Ausstellungs –News, Ausgabe 1/2002
von Dr. h.c. Hans Räber folgendes geschrieben:
Seite 10:“ Sofern in einem Standard zu einem
bestimmten Merkmal nichts Konkretes und Eindeutiges
aufgeführt ist, so gilt folgender Satz eines jeden
Standards: Jede Abweichung von den vorgenannten
Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen
Bewertung in genauem Verhältnis zur Abweichung
stehen sollte“.
Und Dr. Jan Nesvadba
schreibt in derselben Ausgabe auf Seite 11: „
….denn so wie die die Missachtung der Gesetze in
einer Gesellschaft zur Anarchie führen kann, so
kann das Nicht-beachten der „Gesetze“ in der
Hundezucht sehr ungünstige Folgen haben….“ und „
…auch wenn der Richter oder Züchter nicht mit
allen Details des Standards einverstanden oder
anderer Meinung ist, muss er sich an den Standard
halten.“
Bereits vor der
Erstellung des Azawakhstandards waren alle
Farbvarianten des Azawakh in seinem damaligen
Verbreitungsgebiet (Azawakhtal und die Region um
Menaka ) hinreichend bekannt. Die Stromung , ca 5
% der Tiere, war geduldet, die Scheckung- ca 1%
der Tiere- aber bei den Touareg nicht erwünscht,
weshalb eine Auswahl der Welpen auf eine Begrenzung
der „weißen Abzeichen“ stattfand. Diese Eingrenzung
der Farbe „weiß“ ist also keine „ Erfindung
europäischer Standardautoren“ sondern spiegelte die
damalige Zuchtpraxis der Touaregnomaden wider.
In den Nachzuchten der
damaligen Direktimporte zu Beginn der 70 iger Jahre
wurde nie ein geschecktes Tier geboren, obwohl die
Elterntiere teilweise ausgeprägte Weißzeichnungen
(nie Schecken) trugen. Man kann daraus schließen,
dass durch die konsequente Zuchtpraxis der Touareg
eine „Expression“ des Schecken-Gen (Si dominiert
Sp) für die weiße Haarfarbe unterbunden wurde.
In meinem Vortrag über
den Azawakh Standard anlässlich der Richtertagung
2006 habe ich die obengenanten Details über die
Verteilung der Weißfleckung beim Azawakh auf 2
Folien zusammengefasst..
Die Folie zeigt Hunde
mit minimaler und maximaler Weißausprägungen im
Rahmen des bestehenden Standards und den Interpretationen der französischen SLAG.
Die Folie 2 zeigt
ebenfalls Exemplare unterschiedlicher Couleur mit
rassetypischer Verteilung der weißen Abzeichen.
Gemäß
der obigen Beschlüsse der SLAG, hat A. Hochgesand die verbalen Vorgaben in Zeichnungen umgesetzt, die das Ausmaß der weißen Abzeichen
vom Minimum bis auf ihr Maximum in den
verschiedenen Seitenansichten von Kopf,
Extremitäten und Hals zeigen.
Die
Verteilung der weißen Abzeichen an Kopf und
Hals
Die Verteilung der weißen
Abzeichen in der Seitenansicht an Extremitäten , Brust und Kopf.
Die Verteilung der Weißfärbung in der Front an
Extremitäten, Hals und Kopf.
Für die Standardautoren waren die Restriktionen aber
nicht nur auf einen bestimmten Herkunftstyp oder
auf die Scheckung begrenzt. Dazu G. Coppe: „..
der die Rasse bestimmende Faktor ist die Morphologie. Unsere Aufmerksamkeit gilt vor allen Dingen den körperlichen Proportionen, des
Kopfes, der Feinheit der Haut und des Haarkleides, der schwungvollen Vorwärtsbewegung, der Feinheit der Rute.“ Andererseits warnt er vor Überinterpretation: „Tappen wir nicht in die Falle der „Colormanie“, die weißen Flecken mit dem
Mikrometer vermessen zu wollen.“, und an
anderer Stelle: „ .. der Rassestandard ist kein
geheiligter Text, jedoch ein Arbeitsinstrument,
das die Zucht in einem Werdegang nach
höchstmöglichen Qualitätskriterien leitet mit dem
Ziel, übertriebene Interpretationen
auszuschließen.“.
Tatsache ist, dass die Scheckung in der europäischen Azawakhzucht erst auftrat, als gescheckte Importe aus Burkina Faso entgegen den
Standardbestimmungen in das Zuchtbuch eingetragen wurden. Ein Bruch mit den Zuchtbestimmungen, für den die dafür verantwortlichen Zuchtrichter keine vernünftige Entschuldigung herleiten können.
Es
sei denn, sie ließen sich auf das
Argumentationsniveau der A.B.I.S ein, die,
behauptet, dass „ ein guter Hund keine Farbe
habe“. Nach dieser Lesart wären dann alle anderen
Standards mit Farbeinschränkungen nicht nur bei
Windhunden ( Windspiele, Sloughi, Wolfshound, etc.)
sondern auch anderen Rassen (z.B. Jagdhunde, etc.)
ad absurdum zu führen.
Beispiele für nicht standardtypische Hunde
Aus
genetischer Sicht ist die Einschränkung der
Weißverteilung sinnvoll, da gerade die Begrenzung
der Abzeichen auf die o. g. Toleranzen ein
wesentliches, allgemeines Erscheinungsmerkmal
gegenüber anderen Rassen darstellt. Salopp gesagt:
„ Azawakhs, das sind die Hunde mit den
Stiefelchen“. Andererseits führt die
uneingeschränkte Zulassung des Schecken-Gens „Si“ (leuzistische
Gene) zu einer Ausweitung der Weißfärbung in der
gesamten Population, die züchterisch nur schwer
wieder rückgängig zu machen ist, führt
unweigerlich zur Ausdünnung der Farben und
macht zuletzt die Standardcharakteristika eher
zur Ausnahme als zur Regel.
Der
bestehende Standard ist das Ergebnis
traditionellen Zuchtwissens auf der Basis
eingehender Recherchen seiner Standardautoren und
hat sich als Richtlinie einer nunmehr 30 jährigen
europäischen Rassezucht hervorragend bewährt. Er
integriert auch die noch heute lebende
Windhundpopulation der Ursprungsländer in über 90
Prozent der lebenden Exemplare und ist deshalb in
seiner Restriktion bezüglich der übermäßigen
Ausdehnung der Weißzeichnung insgesamt gesehen
genetisch nur gering selektiv. Oder anders
gesagt: auf die wenigen Hunde mit diesem Merkmal
kann oder besser muss man verzichten.
Rassetypischen Importen steht der Standard zur
Aufnahme in das Zuchtbuch nicht im Wege.
Die
Rasse Azawakh hat innerhalb von dreißig
Jahren eine erstaunliche Entwicklung gemacht. Von
einer anfänglichen Außenseiterrolle hat sie sich
zahlenmäßig innerhalb der Windhundrassen
emanzipiert und ist auf keiner Ausstellung- oder
Rennveranstaltung mehr weg zu denken.
Was
aber besonders bemerkenswert ist, ist die
Tatsache, dass sich das Erscheinungsbild der
liniengezüchteten Azawakhs in nichts von den
Erstimporten unterscheidet, obgleich 6 oder mehr
Generationen dazwischen liegen.
Rene
Morineau, ein Weggefährte der Rasse seit ihren
Anfängen in Europa, zieht folgendes Fazit: „
Die Zukunft der Rasse Azawakh, sie hängt von
uns allen ab. Wenn wir es geschehen lassen,
wird sie in wenigen -zig Jahren nicht mehr
von Interesse sein, ihre Faszination, die noch
immer von ihr ausgeht, verloren haben. Die Welt
des Azawakh muß eine Welt der Liebhaber
bleiben, sie darf nicht zu einer Welt der
Hundeverkäufer werden. Frankreich ist Treuhänder
des Rassestandards, mögen wir in dieser Mission,
die uns obliegt, würdig sein, eine Rasse in
ihrem Original-Zustand zu erhalten.“
Eine
Gruppe von Aulad al Sahra’s Azawakh mit
unterschiedlichen Weißzeichnungen und gleichzeitig
die Repräsentanten der Gewinner vieler
Ausstellungen und Rennen in den letzten 3 Jahren
v.l.n.r.; Raisuli, Madou, Rania,
Tibi, Quarnet, Amidjidan und Djerat
Erstveröffentlichung:
Unsere Windhunde, Ausgabe 11/2008
©2008, Waldalgesheim