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Plädoyer für den Azawakh-Standard
von Dr. Ulrich Hochgesand

Die  Entwicklung  des  Azawakh  in Europa  und  vor  allem  in  Deutschland kann man  in  3 wesentliche Abschnitte  unterteilen: 
  1) Wiederentdeckung der Rasse  durch  Europäer  und  ihre Einfuhr  nach Europa
  2) Entwicklung der Rasse unter einem eigenen Standard  und Nachzucht  von  Erstimporten
  3) und Einführung weiterer Importe mit Einkreuzung in die bestehenden Linien

War das Wissen über die Windhunde der afrikanischen  Sahelzone in der Mitte des  letzten Jahrhunderts nur einer  begrenzten Anzahl von Ethnologen und wissenschaftlich  Reisenden bekannt  (Nicola,  Henri Lhote , de Foucauld  etc.), so änderte  sich  zu  Anfang  der  siebziger  Jahre diese  Situation,  als von in Mali tätigen Europäern, aus der damaligen EWG und anderen europäischen  Staaten   Windhunde  aus  Mali  eingeführt  wurden. 

Lassen Sie  mich diese Zeit  noch einmal kurz schriftlich und visuell  skizzieren.  


Bild 1 : Azawakh –Windhund  veröffentlicht  ca. 1936 in einem englischen Journal


Bild 2: Die drei Hundetypen der afrikanischen Savanne. Links  der  Azawakh. Foto: Henri Lhote 1958

Alle anfänglich nach  Europa verbrachten Hunde stammen aus der Region des Azawakhtales und  seinen Randgebieten . Mit ihrer Eleganz , ihrer ursprünglichen Schönheit und ihrem einheitlichen Aufkommen  erregten  sie die Aufmerksamkeit  der Europäer und weckte deren Wunsch,  ihnen in Europa  einen erweiterten Lebensraum  bieten zu wollen.

Besondere Verdienste als  Importeur der Rasse erwarben sich  zu dieser  Zeit  vor allem der französische Künstler Renato Parigi  und der damalige jugoslawische Botschafter in Mali Dr. Pecar.


Bild 3: Renato Parigi in den siebziger Jahren

Parigi  hatte bereits  mehrere  Würfe in Mali aufgezogen  (1967-1972)  und  dann die Hunde nach Frankreich gebracht . Er  züchtete  mit ihnen dort weiter und  begründete  die erste  und  zahlenmäßig größte Ausgangspopulation  des Azawakh  in  Europa.

Aus dieser Linie gingen - nur um einige zu nennen - wichtige Vererber wie Toboro II, Timgad, Temse, Pegga, Cenerentola, Chamiya  und andere hervor, die mit ihren Nachkommen in Ausdruck und Erscheinung den Begriff des hochtypischen und eleganten Azawakh mitgeprägt haben.


Rüde Timgad , Parigi


Rüde  Aikar, 1971, Parigi,


Toboro II, 1968, Parigi


Ahod, 1981, Parigi


Ouezzan  ,1981, Parigi

Fast  zur  gleichen  Zeit  importierte Dr. Pecar , der Parigi und  seine Hunde  gut  kannte,  ein Azawakh-Paar – Gao und  Lara- aus  derselben afrikanischen  Herkunftsregion (mittleres Azawakhtal und die Region um die Siedlung  Menaka)   nach Zagreb und  begründete mit 2 Würfen gleicher Paarung  (Zwinger „ od Menake“ ) die  jugoslawische  Linie , um die  sich ganz besonders Frau Vesna Sekalec  verdient gemacht  hat. Sie  übernahm die  Hunde von Pecar , den Rüden Gao und  die  Hündinnen  „Laca „ und  Tibi „  und  züchtete mit diesen  unter dem Zwingername „Haris al Sahra“  weiter.  Aus diesem Zwinger  gingen dann  die Stammhunde der  deutschen ( Aulad al Sahra’s, el Batal, of Silverdale, Amenokal, del Halekulani, el Hammada ) der  schweizerischen (Al Hara, Kel Dahoussahaq), und der tschechisch-slowakischen  Zwinger hervor.


Vesna Sekalec mit der Hündin „Laca od Menake“


„Tibi od Menake“ geb 1973, Mutter von Begum Haris al Sahra

In  Deutschland begann die Azawakh-Zucht  im Jahr 1977 mit  dem ersten Wurf  im Zwinger „Aulad al  Sahra’s“  aus  „Begum Haris  al Sahra“  und  „ Darkoy Sidi“, ein Importrüde, den Vesna Sekalec mit Hilfe  von Dr. Pecar  aus dem Grenzgebiet  Mali-Burkina Faso 1976 unter erheblichen  persönlichen Entbehrungen nach Jugoslawien eingeführt hatte.


Darkoy Sidi mit seinem ursprünglichen Besitzer


T-Wurf „Aulad al Sahra’s mit Mutterhündin Begum und Rüdenwelpe „Tariy“, stehend mit Maske

Aus diesem ersten Wurf entstammt der Rüde „A.a. Sahra’s Tariy", der sowohl in Frankreich als auch in Deutschland mehrfach  zum Deckeinsatz kam und dessen Nachkommen (Saqqafi-Tariy) einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Azawakhlinien hatte. Weitere Kombinationen der französisch-jugoslawischen Linie in Frankreich, Deutschland (Aulad al Sahra’s) und der Schweiz (Kel Dahoussahaq-, Al Hara-Zwinger) führten zu einem sehr einheitlichen Erscheinungsbild des Azawakhs.


Aulad al Sahra’s  H’Aikar, (Azeraf (frz) x Fehrida Haris al Sahra (jugos))

In den achtziger Jahren wurden einige Importe aus der Ursprungsregion in die bereits bestehenden Linien eingekreuzt. Besonders die Importe  von G. Coppe (Kel Tarbanassem–Zwinger) in Frankreich, der Rüde Mali (Sadik al Touareg –Zwinger), die Importhündin Dazol in Shenan als Stammhündin  des  Zwingers (n’shat ehad) in Deutschland sind zu erwähnen. Mit ihrer Zuchtverwendung wurde eine  breitere Zuchtbasis erreicht  und  es  konnte  zumindest in Deutschland eine stabile Linienzucht etabliert werden. 

Zwanzig Jahre nach  Beginn der deutschen Azawahkzucht gab es bereits über 250 eingetragene Azawakhs im DWZRV. Den bis dahin größten Anteil an  Nachkommen stellte der Zwinger „Aulad al Sahra’s"  mit 20 Würfen, aus denen weitere Nachzuchten („Koseilata’s“,  etc) hervorgingen.  12 Jahre später waren bereits 760 Exemplare in das Zuchtbuch des DWZRV eingetragen.

Diese rasante Entwicklung  hatte  2 Gründe : Ab  den 90  Jahren nahm  die  Anzahl der  Zuchstätten  und  der  darin gefallenen  Würfe  im DWZRV  auf  über  20  zu.

Als Zwinger mit kontinuierlicher Zucht  in diesen Jahren sind  anzuführen: , Agg Amaias“, „Kel Tin- Hinan“, „Tombouktou’s“,  „Kel Tamaschek“ und andere, die neu zur Rasse  gestoßen  sind. 

Zum anderen  wurden ab den  neunziger Jahren  vermehrt   Hunde  aus  Burkino Faso  eingeführt,  vornehmlich  von  der  A.B.I.S.  Vereinigung,  die  es  sich zur  Aufgabe  gemacht  hatte, neues Import-Blut  in  die  Azawakh-Linien  einzuführen. Ein Umstand,  der  nicht  ohne  Folgen  für  die  gesamte  Azawakh-Population  blieb und  den  es  sich  lohnt,  genauer    zu beleuchten.

In  den Jahren 1995  bis  2008  wurden  über 50 Importhunde fast ausschließlich aus der nicht  im Standard  erwähnten Region  des nördlichen Burkina Faso  eingeführt. Unter anderem  wurden auch Hunde  nach  Europa  und Amerika  importiert,  die in ihrem  Exterieur nicht dem  bereits seit  1981 bestehenden Azawakh-Standard  entsprachen  und  dazu führte,  dass  in  der  heutigen  Azawakh-Population  Merkmalsträger zu finden  sind, die den Vorgaben  des Standards nicht mehr genügen.

Neben Exemplaren  mit fehlerhaften Farben  ( blau, schwarz,  grizzel, zweifarbig, scheckig), wurden auch kleinwüchsige, whippet- ähnliche  Exemplare, Hunde mit dichtem Fell, schwerer Rute, schwerem Kopf, mit Wolfskrallen  hinten, Hunde ohne  Feinheit  und  Eleganz mitgebracht.

Die  A.B.I.S rechtfertigte  ihr  Handeln mit dem Hinweis  auf  eine  Population   von  Windhunden,  die  sie als „  reinerbige Landrasse“ im Ursprungsland vorgefunden und in mehreren  „Feldstudien“  abweichende  Merkmale vom bestehenden Standard festgestellt habe.  Sie folgert  daraus,  dass der  bestehende  Standard diese  Hunde  nur unzureichend beschreibe  und fordert  in einer  sehr  apodiktischen Haltung  dessen  Revision  zugunsten der „ Importe“, ohne  zu  bedenken,  dass die  bereits  etablierte  Azawakhpopulation  der 70iger und 80iger  Jahre  ebenfalls eine Nachzucht  aus  Importen darstellt.

Zum  anderen wurde der Begriff  „ Import“  gewissermaßen  als ein besonderes  „Vermarktungs- Label“  im  Sinne  von  Ursprünglichkeit  benutzt,  ohne  Rücksicht  darauf,  dass sich  hinter  den Importen eine  nicht  bekannte  Polygenie verbirgt, die bei weiterer  Zuchtverwendung sehr  wohl  auch negative  Folgen  nach  sich  ziehen  kann.

Mittlerweile sind bis auf  wenige Ausnahmen in  den meisten Zwinger Importe aus Burkino Faso eingekreuzt und  es wird mit den entsprechenden „Importanteilen“ in den Linien kokettiert.  Zuletzt gab es auf der Azawakh-Jahresausstellung 2008 einen zusätzlichen Wettbewerb  für  den  „besten  Import“.

Wenn man  bedenkt,  dass Herr Dr. Röder bereits  1995, (Schweiz. Windhundfreund , Nr. 205) schrieb, „… dass auch dieser auf das Exterieur ausgerichtete Zuchttyp (Standardazawakh) in mehr oder  weniger vollkommen  Exemplaren  in  der gegenwärtigen  Azawakhpopulation in der Region  (Burkina Faso) auftritt“,  ist es nicht  zu  verstehen,  daß man sich  nicht  nur auf  den Import  dieser  standardkonformen  Hunde  beschränkt  hat.  Der  Einsatz  unrassiger  Hunde  unter  dem Scheinargument  der notwendigen Genzufuhr  in die Rasse ,  bedroht  die Rasse  in ihrem genetischen Bestand mehr , als dass es ihr  nützt. 

Gervais  Coppe  schreibt in einem Beitrag für die Club- Zeitschrift der franz.  SLAG:“ Die Situation des Azawakh-Windhundes“ folgendes:  „Die Zuflucht zu  dem Argument  zur Einfuhr  von Genen, als  gesundheitlich notwendige  Maßnahme könnte ein Mythos  entstehen lassen,  der  bestimmte  Leute  verblendet, der aber die  Risiken für  die  Rasse in Europa  beschleunigt. Schlimmer  als  ein Mythos kann  dieser  Begriff   sich  selbst  als  Betrug,  ja  als  Bumerang  erweisen“ .

Tatsächlich erfolgte 1981 mit  der Homologierung  des Azawakhstandards ,  erstellt  in  Frankreich  als Patronatsland (Autoren  Mazel, Roussel, Chaventre,  Parigi  und Vanier ),  mit Blick auf die   Rassekriterien für  den  Standardhund  eine bewusste Auswahl  zugunsten  des Azawakh-Windhundes aus der  bestehenden Typenvielfalt von regionalen Schlägen im Herkunftsgebiet. ( vergl. F. Roussel:  These doctorat, “ Contribution a l’etude des  levrieres du sud saharien”) .

Weiter  schreibt Gervais  Coppe : „Der Azawakh ist keineswegs ein primitiver  Hund, das Produkt von Mutter  Natur,  nein, es ist  das Zusammenspiel  eines  aus dem Biotop mit den  hundezüchterischen und ethischen Kriterien menschlicher  Gemeinschaft erwachsene  Produkt“.

Der  Standard  wurde  nach den Zuchtkriterien  der Nomaden im  Ursprungsland  erstellt und  entspringt  nicht  allein  europäischen kynologischen  Überlegungen  mit  willkürlicher Abgrenzung  zu  anderen Standards , wie  z.B  zum  Sloughi .

Er war vielmehr  der Versuch,  den  Idealtyp  des Hundes  detailliert und sehr spezifisch  zu  beschreiben, nach den Hunden, die  man in  der  Region  von Menaka  und  im Azawakh –Tal in den Camps der Touareg- und  Dahoussahaq –Nomaden  vorfand. 

Die bestätigt uns  auch  Dr.  Röder im „Windhundfreund Nr.  205, 1995  :“ … in  diesem  Zusammenhang ist jener  hochgezüchtete  Typ entstanden,  den  die  ersten Europäer angetroffen  haben,  sein damals  bevorzugtes  Erscheinungsbild – in Bezug auf Farbe  und  Abzeichen-  findet  sich  im Rassestandard   der  FCI  wieder.“

Dabei haben es sich die Standardautoren nicht leicht gemacht. In einem fast 20 Jahre währenden Prozess hat man eine ausreichend gute Beschreibung für den Azawakh gefunden.


Entwicklung des Standards für die Rasse Azawakh.

Insbesondere  die  Festlegung der  Fellfarben  und  die  Ausdehnung  der  Weißfleckung  war immer  wieder Gegenstand  von Diskussion  und  allgemeiner  Unsicherheit. Um dieser  zu  begegnen,  hat der  französche  „Club du Sloughi, des Levrieres d’Afrique et de Galgos“  kurz „SLAG“ genannt,  die  Absichten  der  Standardautoren  mit einem Kommentar versehen,  der 2004 im Bulletin  des Clubs veröffentlicht  wurde:

Auszug aus dieser Veröffentlichung  von Francis Meunier, Präsident  der  SLAG: „Der Standard legt nicht präzise die Grenzen  fest, bis wohin sich die Weißfärbung ausdehnen darf und autorisiert bis heute den Richter, dies persönlich einzuschätzen. Das Ziel dieses Kommentars soll es sein, diese Grenzen zu präzisieren
Vorderläufe:
Die „balzanes“,( Stiefelchen),  die oft unregelmäßig  sind, dürfen in keinem Fall höher als bis zu den Ellenbogen steigen ( außen, meine Hinzufügung) und bis zu  den Schultern übergreifen (innenseitig, meine Hinzufügung).
Hinterläufe:
Die „balzanes“ sind häufig hier regelmäßiger und  weniger ausgedehnt. Sie dürfen nicht bis zum Oberschenkel aufsteigen. Weiße Streifen/Flecken  dürfen immer innerhalb dieser Grenzen auftreten und sollten  nicht  als Fehler gesehen  werden.
Brustfleck:
Das Weiße darf in Form von mehr oder weniger ausgedehnten Flecken vorhanden sein, die sich bis zum Halsansatz ausdehnen dürfen. Es  darf sich jedoch  nicht weiter ausdehnen und von beiden Seiten aufsteigen und den Eindruck des Beginns eines weißen Kragens (Halsband/Collier) erwecken.
Brust:
In  der Verlängerung des Brustfleckes können weiße Flecken unter der Brust, im Verlauf des Sternums auftreten. Sie dürfen nicht entlang  der Rippen aufsteigen.
Blesse: 
Sie kann vorhanden sein und begrenzt sich weitgehend auf  den Fang .
Fehler die  nicht eliminierend  sind:
Weiße Flecken, die kleiner als 5 cm sind auf  der Oberseite  des Halses.
Fehler die eliminierend sind:
-
Scheckung  des Haarkleides.
- Ausdehnung des Weißen am Hals bis zur Halsbandbildung.
- Weißfärbung, die sich über die sich über die oben Festgelegten grenzen hin ausdehnt.
Schließlich keine andere Stromung als schwarz, Augen  mit einer anderen Farbe als dunkel oder bernsteinfarben, eine andere Grundfärbung des Fells als braun, eine Grizzle–Nuance, sind  nicht im Standard berücksichtigt und können nicht akzeptiert  werden.“ 

Dieser Beschluß wurde anlässlich der Versammlungen 2003  in Aubervilliers und Tours getroffen und gilt für die SLAG  bis heute und ist für die französischen Richter verbindlich.

Über die  Verbindlichkeit von Standards für Richter wurde  in  den Dortmunder Ausstellungs –News,  Ausgabe 1/2002  von Dr. h.c. Hans Räber  folgendes geschrieben: Seite 10:“ Sofern in einem Standard  zu einem bestimmten Merkmal nichts Konkretes und Eindeutiges aufgeführt ist, so gilt folgender Satz eines jeden Standards: Jede Abweichung von  den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen  werden, dessen Bewertung in genauem  Verhältnis zur Abweichung stehen sollte“.   

Und  Dr. Jan Nesvadba schreibt in derselben Ausgabe auf Seite 11:  „ ….denn so wie die die Missachtung der Gesetze in einer Gesellschaft zur Anarchie  führen kann, so kann das Nicht-beachten  der „Gesetze“ in der Hundezucht sehr ungünstige Folgen haben….“  und „ …auch wenn der Richter oder Züchter  nicht  mit allen Details des Standards einverstanden oder anderer Meinung ist, muss er sich an den Standard halten.“ 

Bereits  vor  der Erstellung  des Azawakhstandards  waren alle  Farbvarianten des Azawakh in  seinem damaligen Verbreitungsgebiet (Azawakhtal und  die Region  um  Menaka ) hinreichend bekannt. Die Stromung , ca  5 %  der Tiere,  war geduldet, die Scheckung- ca 1% der Tiere-  aber bei den Touareg  nicht erwünscht, weshalb eine Auswahl der Welpen auf eine Begrenzung der „weißen Abzeichen“ stattfand. Diese Eingrenzung der Farbe „weiß“ ist also keine „ Erfindung europäischer Standardautoren“  sondern spiegelte die damalige Zuchtpraxis der Touaregnomaden wider.

In den Nachzuchten  der damaligen Direktimporte zu Beginn der 70 iger Jahre wurde nie ein geschecktes Tier geboren, obwohl die Elterntiere teilweise ausgeprägte Weißzeichnungen (nie Schecken)  trugen. Man kann daraus  schließen, dass durch die konsequente Zuchtpraxis der Touareg eine „Expression“ des Schecken-Gen (Si dominiert Sp) für die weiße Haarfarbe unterbunden wurde.

In meinem Vortrag über den Azawakh Standard anlässlich der Richtertagung 2006 habe ich die obengenanten Details über die Verteilung der  Weißfleckung beim Azawakh  auf  2  Folien zusammengefasst..


Die Folie zeigt Hunde mit minimaler und maximaler Weißausprägungen im Rahmen des bestehenden Standards und den Interpretationen der französischen SLAG.


Die Folie 2 zeigt ebenfalls Exemplare unterschiedlicher Couleur mit rassetypischer Verteilung der weißen Abzeichen.

Gemäß der obigen Beschlüsse der SLAG, hat A. Hochgesand die verbalen Vorgaben in Zeichnungen umgesetzt, die das Ausmaß der weißen Abzeichen  vom Minimum bis auf ihr Maximum in den verschiedenen Seitenansichten von Kopf, Extremitäten  und Hals zeigen.


Die  Verteilung  der  weißen Abzeichen  an  Kopf  und Hals 


Die Verteilung  der  weißen Abzeichen in der  Seitenansicht an Extremitäten , Brust und Kopf.


Die Verteilung der  Weißfärbung in der Front an Extremitäten, Hals und Kopf.

Für die Standardautoren waren die Restriktionen aber nicht nur  auf einen bestimmten  Herkunftstyp oder auf die Scheckung begrenzt. Dazu G. Coppe:  „.. der die Rasse bestimmende Faktor ist  die Morphologie. Unsere Aufmerksamkeit gilt  vor allen  Dingen den körperlichen Proportionen, des  Kopfes, der Feinheit der Haut und des Haarkleides, der schwungvollen Vorwärtsbewegung, der Feinheit der Rute.“ Andererseits warnt er vor Überinterpretation: „Tappen wir  nicht  in  die Falle der „Colormanie“, die weißen Flecken mit dem Mikrometer vermessen zu wollen.“, und an anderer Stelle: „ .. der  Rassestandard ist  kein  geheiligter Text, jedoch ein Arbeitsinstrument, das die Zucht in einem Werdegang nach höchstmöglichen Qualitätskriterien leitet mit dem Ziel, übertriebene Interpretationen auszuschließen.“.

Tatsache ist, dass die Scheckung in der europäischen Azawakhzucht erst auftrat, als gescheckte Importe aus Burkina Faso entgegen den Standardbestimmungen in das Zuchtbuch eingetragen wurden. Ein Bruch mit den Zuchtbestimmungen, für den die dafür verantwortlichen Zuchtrichter keine vernünftige Entschuldigung herleiten können.

Es  sei  denn, sie  ließen  sich  auf  das Argumentationsniveau  der  A.B.I.S ein, die, behauptet,  dass  „ ein guter  Hund  keine Farbe  habe“.  Nach dieser Lesart  wären dann alle  anderen Standards mit  Farbeinschränkungen nicht nur bei  Windhunden ( Windspiele, Sloughi, Wolfshound, etc.) sondern auch anderen Rassen (z.B. Jagdhunde, etc.) ad  absurdum  zu  führen.  




Beispiele für nicht standardtypische Hunde

Aus  genetischer  Sicht  ist  die  Einschränkung der Weißverteilung  sinnvoll, da gerade die Begrenzung  der Abzeichen  auf  die o. g. Toleranzen  ein wesentliches, allgemeines  Erscheinungsmerkmal  gegenüber anderen Rassen  darstellt. Salopp gesagt: „ Azawakhs, das sind die Hunde  mit  den Stiefelchen“.  Andererseits führt  die uneingeschränkte  Zulassung des Schecken-Gens „Si“ (leuzistische Gene) zu einer Ausweitung  der  Weißfärbung in der  gesamten  Population,  die züchterisch  nur  schwer wieder rückgängig  zu  machen  ist,  führt unweigerlich  zur Ausdünnung  der  Farben  und  macht zuletzt die  Standardcharakteristika  eher  zur  Ausnahme als  zur  Regel.

Der bestehende Standard  ist  das Ergebnis  traditionellen Zuchtwissens  auf der Basis  eingehender Recherchen  seiner  Standardautoren und  hat sich als Richtlinie einer nunmehr 30 jährigen europäischen Rassezucht hervorragend  bewährt. Er integriert  auch die noch heute  lebende  Windhundpopulation der Ursprungsländer in über  90 Prozent der lebenden Exemplare und ist deshalb in seiner Restriktion  bezüglich der übermäßigen Ausdehnung  der Weißzeichnung  insgesamt gesehen genetisch nur  gering selektiv.  Oder anders  gesagt: auf  die  wenigen Hunde mit diesem Merkmal kann oder  besser  muss man verzichten. Rassetypischen  Importen  steht  der Standard zur Aufnahme in  das Zuchtbuch nicht im Wege.

Die Rasse  Azawakh  hat  innerhalb  von  dreißig  Jahren  eine erstaunliche  Entwicklung gemacht. Von einer anfänglichen Außenseiterrolle  hat  sie  sich zahlenmäßig innerhalb  der Windhundrassen emanzipiert  und ist auf  keiner Ausstellung-  oder  Rennveranstaltung  mehr  weg zu  denken.

Was aber  besonders bemerkenswert  ist,  ist  die Tatsache,  dass  sich das  Erscheinungsbild der  liniengezüchteten  Azawakhs  in nichts  von den Erstimporten  unterscheidet,  obgleich 6  oder mehr  Generationen dazwischen liegen. 

Rene Morineau, ein Weggefährte der Rasse seit ihren Anfängen  in Europa, zieht  folgendes  Fazit:  „ Die  Zukunft  der Rasse  Azawakh, sie  hängt von  uns allen ab.  Wenn  wir  es  geschehen lassen,  wird  sie in  wenigen  -zig  Jahren nicht  mehr  von  Interesse  sein, ihre  Faszination,  die noch  immer  von ihr  ausgeht, verloren  haben. Die  Welt  des  Azawakh muß  eine  Welt  der  Liebhaber  bleiben, sie  darf  nicht  zu  einer  Welt der Hundeverkäufer  werden.  Frankreich ist  Treuhänder  des Rassestandards, mögen wir  in dieser Mission, die uns  obliegt,  würdig sein,  eine  Rasse in ihrem  Original-Zustand  zu  erhalten.“

Eine Gruppe  von Aulad al Sahra’s Azawakh  mit  unterschiedlichen Weißzeichnungen und gleichzeitig die Repräsentanten  der Gewinner  vieler   Ausstellungen und  Rennen in den letzten 3  Jahren


v.l.n.r.;  Raisuli, Madou,  Rania, Tibi,  Quarnet, Amidjidan und Djerat

Erstveröffentlichung: Unsere Windhunde, Ausgabe 11/2008
©2008, Waldalgesheim


Aulad al Sahra´s Azawakh ◦ Dr. med. Ulrich und Anne Hochgesand ◦ Kreuzstraße 4a ◦ D-55425 Waldalgesheim ◦
©2010


ausgezeichnet mit der Baron von Gingins Gedächtnismedaille des VDH
für herorragende Verdienste um die Kynologie in Deutschland

Eingetragener Zwinger im DWZRV und Züchter im VDH.